Kurfürst-Balduin-Realschule plus - Krampf - Rechtsradikal - chic sie weg!

Echte Gefühle und falsche Entscheidungen

Krampf - Rechtsradikal - chic sie weg!

Achtklässler der Kurfürst-Balduin-Realschule plus erleben Theaterprojekt gegen rechte Gewalt
„Krampf - rechtsradical- chic sie weg!" ist der Titel des Theaterstücks, das im Rahmen der Prävention junge Menschen für Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten sensibilisieren soll und für Achtklässler der Kurfürst-Balduin-Realschule plus aufgeführt wurde.

„Hallo Leute, habt ihr ’nen Moment Zeit, es geht um euch, um eure Zukunft – Schule, Ausbildung, Job. Aber kriegt ihr auch alle einen Ausbildungsplatz? Jeder von euch weiß, je mehr Leute sich bewerben, umso schwieriger wird es. Und wenn dann noch alle anderen kommen, ihr wisst schon, wen ich meine...“ So beginnt das Stück „Krampf – rechtsradical - chic sie weg!" der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, das 140 Achtklässler der Kurfürst-Balduin-Realschule plus im Wittlicher Haus der Jugend besucht haben.
Im Stück geht es um den Jugendlichen Adolfo, der keine Freunde hat, bis er nach einer Anwerbung durch „die Kameraden“ Anschluss an eine Gruppe findet. Parallel lernt er Alissa kennen und erfährt, dass ihr Name übersetzt Engel heißt. Ihm missfällt allerdings, dass seine neuen Freunde sie „Türkenbraut“ nennen. Was passiert wohl, wenn sie noch herausfinden, dass sein Vater aus Italien kommt? Das Stück erzählt von Adolfos Weg in die rechte Szene, von seinen Zweifeln und dem Moment, als alles über ihm zusammenbricht.
Zwischen den beiden Spielsequenzen diskutierten die Schauspieler Oliver Grabus, Hans Schäfer, Tatjana Lichon und Katrin Heepenstrick mit den Schülerinnen und Schülern Fragen und Inhalte des Stücks. Schwierig wurde die Aufgabe, als die Jugendlichen beschreiben sollten, was genau einen Deutschen ausmacht. Kompliziert wird auch die Antwort auf die Frage, wie man erkennt, ob jemand auf der rechten Seite steht. „Man kann einen Nazi nicht an der Kleidung erkennen, sie tragen heute keine Springerstiefel mehr“, erklärt Grabus, der im Stück die Rolle des Adolfo spielt.

Die Achtklässler der Kurfürst-Balduin-Realschule plus zeigten sich beeindruckt von der schauspielerischen Leistung der Akteure. Während der Spielszenen wurde den Schülern bewusst, dass sie nicht nur Zuschauer sind, die sich zurücklehnen können, sondern Handelnde mit einer eigenen Meinung. „Krampf“ möchte die Jugendlichen zum Hinschauen bewegen und sie so mutig machen, dass sie eingreifen, wenn anderen Unrecht widerfährt.

 

Hintergrundinformationen zum Stück

Die Geschichte: Echte Gefühle und falsche Entscheidungen
Adolfo ist eigentlich ein netter Junge. Alissa findet ihn sogar mehr als nett. Dass ihr arabischer Name übersetzt Engel heißt, gefällt dem Jungen und passt so gar nicht dazu, dass seine neuen Freunde sie "Türkenbraut" nennen. Und was, wenn diese Rechten rausfinden, dass sein Vater Italiener ist? Krampf erzählt von Adolfos Weg in die rechte Szene. Von Mitschülern, die ihm deshalb die Meinung sagen. Von seinen eigenen heimlichen Zweifeln. Und dem Moment, in dem alles über ihm zusammen bricht. Ob in den Songs, die aus dem Ghetto-blaster kommen oder in unseren Dialogen: In Krampf wird nichts beschönigt. Wir konfrontieren die Jugendlichen mit der menschenverachtenden Sprache der Rechten - denn die ist Realität.


Unser theaterpädagogisches Konzept: In der Hauptrolle: Die gespannten Zuschauer
Ein Schauspieler, der gerade noch rechte Parolen skandiert hat, wendet sich plötzlich ans Publikum: "Halt - Stop. Wer sagt: Halt - Stop!" Wir holen die Schüler aus ihrer Konsumentenhaltung und machen ihnen klar: Ihr seid keine Zuschauer, die sich zurücklehnen können. Ihr seid Handelnde mit einer eigenen Meinung. Und ihr seid nicht zu jung, um Verantwortung zu übernehmen. Dass die Schüler uns in verschiedenen Rollen kennen lernen und dann als reale Personen mit uns reden und lachen können, macht ihnen bewusst, dass sich jede einmal angenommene Rolle hinterfragen und wieder ablegen lässt.  Die wichtigste Nebenrolle haben in Krampf übrigens die Lehrer: Durch ihre aktive Teilnahme an der Diskussion erfahren sie viel über ihre Schüler. 

Die Lernziele: Nachdenken ist erlaubt, Handeln erforderlich!
Keine Nation ist mehr wert als eine andere. Und niemand hat und hatte je das Recht, Menschen zu diskriminieren. Wenn die Jugendlichen das im Kopf behalten, ist viel erreicht. Aber Krampf will mehr. Wir möchten die Jugendlichen zum Hinschauen bewegen. Und wir wollen sie so mutig machen, dass sie eingreifen, wenn etwas falsch und ungerecht läuft. Das ist das größte Lernziel. Für alle Altersstufen.