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Dank Tipps vom Profi träumen sie vom Finale in Berlin
Drei Gruppen der Kurfürst-Balduin-Realschule plus nehmen aktuell am Planspiel Schulbanker teil - und haben sich bei einem echten Bankvorstand informiert.
Die Europäische Zentralbank hat wieder einmal an der Zinsschraube gedreht - und die Banken müssen handeln. Wie hoch soll der Zinssatz für Hauskredite sein und wie hoch auf der anderen Seite der Zinssatz für Sparguthaben? - damit ich am Ende des Tages mit meiner Bank auch noch Geld verdiene. Oder muss ich doch Filialen schließen, um wirtschaftlich zu bleiben? Kann ich neue Kunden gewinnen und mehr Einnahmen generieren, wenn ich mehr ins Marketing investiere? Viele Bankvorstände stellen sich permanent unter anderem diese Fragen - und seit November auch zwölf Zehntklässler der Kurfürst-Balduin-Realschule plus.
Denn sie nehmen in drei Gruppen bis Ende Februar am europaweiten Planspiel „Schulbanker“ des vom Bundesverbands der Banken teil. In etwas weniger als vier Monaten durchlaufen sie sechs Geschäftsjahre - und bekommen immer neue Aufgaben gestellt, um zu lernen, wie eine Bank funktioniert. Eine der ersten Aufgaben war, der Bank einen Namen zu geben - und so heißen die drei KBR-Gruppen „ReBucks-Banking“ (angelehnt an das Computerspiel Fortnite), „Vritopia“ (ein magischer Ort aus einer Kinderserie) und „Top G Banking“ - das steht für top goal, „weil wir die Ziele der Kunden unterstützen wollen“, wie die Gruppe sagt.
Im Wahlpflichtfach Wirtschaft und Verwaltung (WuV) unter der Leitung von Lehrerin Ina Röper wurden die Grundlagen erarbeitet, dann wurden die Gruppen auf unterschiedliche „Märkte“ aufgeteilt, in denen auch unterschiedliche Bedingungen herrschen. Und jeder Sieger dieser 20 Märkte qualifiziert sich für das Finale im März in Berlin. „Obwohl wir zu den ganz wenigen Realschulen gehören, die an diesem Wettbewerb teilnehmen, liegen wir aktuell sehr gut im Rennen“, sagt Röper.
Um noch besser zu werden und noch mehr praktische Erfahrung zu sammeln, nahmen die Schüler Kontakt zu einem echten Bankvorstand auf: Michael Hoeck, seit 2011 im Vorstand der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank mit Sitz in Wittlich, zuständig für Markenbildung und Controlling - und nach der Fusion mit der Volksbank Hunsrück-Nahe in Simmern Chef von 450 Mitarbeitern und Herr über eine Bilanzsumme von 2,6 Milliarden Euro. Über zwei Stunden berichtete Hoeck den Schülern aus dem Leben eines Vorstands, wie man eine Bank führt.
Dass man nicht so schnell Vorstand wird wie die Schüler im Planspiel zeigt Hoecks Karriere - vom ersten Angestelltenverhältnis bei einer Prüfungsgesellschaft bis auf den Vorstandssessel in Wittlich vergingen 18 Jahre. „Und heute tragen wir auch keine Krawatten mehr in unserer Bank.“ Das Bild des Genossenschaftsbankers habe sich eben auch gewandelt.
Mit Blick auf das Planspiel gab Hoeck den Schülern sehr viele konkrete Tipps, wie zum Beispiel die Zinsspanne zwischen Krediten und Sparzins im Optimalfall aussehen sollte, „und wie sie aktuell nach der Nullzinsphase aussieht“ - mit zwei Prozent Differenz können auch die Schülerbank noch schwarze Zahlen schreiben. Ein entscheidender Unterschied zwischen Planspiel und Realität sah er beim Blick auf Filialen: „Wenn bei euch eine Filiale nicht rentabel ist, weil zu wenig Kundenaufkommen herrscht, müsst ihr sie schließen - bei uns hängen da noch andere Kriterien dran, zum Beispiel unsere Regionalität.“
Eine der Schüleraufgaben gerade ist, das Vermögen der Bank durch Wertpapierzukäufe zu vergrößern - zur Wahl stehen Aktien oder festverzinsliche Papiere. „Im realen Leben und mit langem Anlagehorizont rate ich jedem zu Aktien, bei der kurzen Laufzeit des Planziels solltet ihr auf Nummer sicher gehen“, war Hoecks Ratschlag für die Realschüler. Im aktuellen Geschäftsjahr des Planspiels sollen die Schüler einen nachhaltigen Aktienfonds aus unterschiedlichen Werten zusammenstellen. Hoecks Meinung: „Nachhaltige Anlage ist ein weiter Begriff. Wichtig ist, dass die Unternehmen Verantwortung für die kommenden Generationen übernehmen, zum Beispiel durch Investitionen in erneuerbare Energien oder Forstwirtschaft.“
Und generell ermutigte der Vorstand die Schüler sich „einen Job zu suchen, der ihnen Spaß macht“ und dass „der Weg ins Berufsleben nicht immer gerade“ sei. Auch wenn er als Bankvorstand keinen Acht-Stunden-Tag hat und oft in seiner Freizeit mit auf dienstliche Dinge angesprochen werde, mache ihm sein Job Spaß.
Ob die Hinweise des Profis bei den KBR-Gruppen Früchte tragen, steht am 24. Februar fest, dann werden die Ergebnisse veröffentlicht. Und vielleicht heißt es dann ja für eine der Gruppen: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“.
Trierischer Volksfreund, 18.01.2023